Frieden – das Bilderbuch

Von Baptiste Paul, Miranda Paul und Estelí Meza

Themen: Frieden, Zusammenhalt, Akzeptanz, Umweltschutz

Das Bilderbuch „Frieden“ besticht zunächst durch seine Einfachheit und Atmosphäre. Die grundlegenden Qualitäten eines friedlichen Zusammenlebens werden in Reimen vermittelt und durch ausdrucksstarke Illustrationen untermalt, welche Harmonie und Zusammenhalt nicht nur unter Menschen, sondern auch im Einklang mit der Tier- und Umwelt fühlbar machen.
So erfahren wir lebhaft, dass Frieden etwas kostbares ist. Die klaren Formen und starken Farben der Bilder drücken außerdem eine gewisse Kraft aus, die Frieden, Kooperation und Zusammenhalt ausstrahlen. Das Buch stellt prägnant und eindrücklich die verschiedenen Aspekte eines lebendigen Friedens vor, der sich in Scherzen zeigen kann und in ehrlichen Entschuldigungen, im ruhigen Schlaf und dem Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, in gegenseitiger Wertschätzung und Unterstützung… ein wunderbares Buch, das den Blick auf das Wichtige im Leben richtet. Das uns zeigt, wie man selbst ein bisschen Frieden in die Welt bringen kann und das selbst seinen Teil dazu beiträgt, indem es Hoffnung schenkt und uns zum Lächeln bringt.

Empfohlenes Alter: ab 4 Jahren

Verlag: NordSüd Verlag (2021)

ISBN: 978-3-314-10565-4


Der Frieden ist ausgebrochen

Von Willi Weitzel und Verena Wugeditsch

Themen: Frieden, Krieg, Familie

Wie sinnlos Krieg ist wird einem besonders bewusst, wenn man Kindern und jungen Menschen erklären soll, was da gerade passiert und warum? Willi Weitzel entscheidet sich, zunächst einmal dem Frieden Raum zu geben: wie sieht der aus und wie fühlt er sich an? Wie zeigt er sich in jedem*r Einzelnen von uns? Wir folgen einem Gespräch zwischen Vater und Tochter, das sich langsam den Grauen des Krieges nähert. Vom Spielplatzstreit bis zu Krieg und Zerstörung und der Flucht in sichere Länder. Am Ende aber siegt die Hoffng und und die Frage, was die Menschen tun können, um den Frieden ausbrechen zu lassen.Der  Vater in der Geschichte lässt sich auf die Fragen der Tochter ein und findet ehrliche, einfühlsame und kindgerechte Antworten in einer verständlichen und teils berührend bildlichen Sprache, was durch die eindrücklichen Illustrationen von Verena Wugeditsch atmosphärisch unterstrichen wird.Durch den Gesprächsstil der Erzählung werden wir schließlich auch dazu angehalten, uns selbst mit den Fragen auseinanderzusetzen und die Unterhaltung fortzusetzen. Denn noch tanzen Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe nicht in allen Menschen und nicht in allen Ländern ist der Frieden schon ausgebrochen. Das Buch lädt dazu ein, sich auf solch schwierige Gespräche mit Kindern einzulassen und von ihnen zu lernen, denn sie, so schließt es, wissen am allerbesten, wie sich Frieden anfühlt.

Empfohlenes Alter: ab 4 Jahren

Verlag: Bohem (2022)

ISBN: 978-3-95939-216-7


So bin ich und wie bist du? Ein Buch über Toleranz

Von Pernilla Stalfelt

Themen: Verschiedenheit, Vorurteile, Toleranz

Unterschiedlichkeit ist spannend und kann Spaß machen. Das zeigt sich deutlich in den bunten und ideenreichen Illustrationen von Pernilla Stalfelt, die in diesem Buch nicht nur abgedroschene Sprüche über Toleranz wiederholt, sondern auch der Intoleranz mit all ihren Hässlichkeiten Raum gibt.
Das Buch macht spürbar, was wir verpassen, wenn wir uns von Vorurteilen den Blick versperren lassen und wie aufregend es sein kann, einen Einblick in die Gedankenwelt anderer Menschen zu bekommen. Das Buch nähert sich der Frage der Unterschiedlichkeit von ganz verschiedenen Blickwinkeln an und wird dabei auch gerne mal philosohpisch: wo entstehen Gedanken? Und wie sehen die Gedanken von Tieren aus? Es geht auch darum, wie man sich verständlich machen und einander annähern kann: Duch Sprache, Mimik, Malerei und Gesang… Noch vor der Auseinandersetzung mit den Anderen – so wird in dem Buch erklärt – sollte ein Bewusstsein für das eigene „Ich“ gepflegt werden. Einen guten Umgang mit sich selbst zu haben wird als Bedingung betrachtet, auch andere besser behandeln zu können und als ein erster Schritt zu einer toleranteren und friedlicheren Welt. Und so machen wir uns auf die Reise vom Ich zum Du, übers Ihr und Die zum gemeinsamen, verbundenen WIR, mit klar verständlicher und leicht zugänglicher Sprache, eigensinnigen Illustrationen und einer ordentlichen Menge Humor, denn: „Lachen klingt in allen Sprachen gleich“.

Empfohlenes Alter: ab 5 Jahren


Die Tindims und die Müllinsel

Von Sally Gardner und Lydia Corry

Themen: Fantasie, Abenteuer, Recycling

„Abfälle von heute sind Schätze von morgen“. Das ist die Philosophie der Tindims, einer Gruppe von kleinen Wesen, die das Recyceln meisterlich beherrschen und auch den Dingen einen Wert abgewinnen, die die Menschen längst weggeworfen haben. Sie leben mitten im Meer auf einer Insel aus Müll, den sie für alle Belange einzusetzen wissen: Für Kleidung, Möbel, Spielzeug, Schmuck… doch mit der großen Flut an Plastikmüll, die im Meer herumtreibt, können selbst die fleißigen und immer fröhlichen Tindims nicht mehr umgehen. Der Müllberg auf der Insel wächst unaufhörlich und erschwert das Navigieren. Dazu kommt unerwartetes Schneewetter – und all das kurz vor dem Lichtermeerfest… Diese Situation ist die Ausgangslage des ersten Teils der Kinderbuchserie, aber die Erzählung beschränkt sich nicht nur darauf. Eine Vielzahl von bunten und lustigen Figuren werden vorgestellt, es wird Schlitten gefahren und gesungen und gefeiert und bei der finalen Rettungsaktion packen verschiedene Meerestiere unterstützend mit an und zeigen, wie ein Leben in Harmonie mit der Natur aussehen kann. Das Buch ist eine fantasievolle Abenteuergeschichte für Kinder ab 5 Jahren, die das Thema Umweltschutz nicht vordergründig behandelt, aber in die Handlung einfließen lässt. Das Verhältnis zum Müll im Meer ist dabei ein ambivalentes: die Tindims leben im und Müll und bekräftigen, dass dieser oft noch sehr nützlich und wertvoll sein kann. Erst, als es auch für sie zu viel wird, wird er zum Problem. Die tatsächlichen Auswirkungen auf die Umwelt werden teilweise angeschnitten, wenn z.B. Fische in Plastikflaschen gefangen sind und von den Tindims in ein Aquarium befreit werden. Vielleicht können die Tindims so eine Vorbildrolle erfüllen, ohne den Zeigefinger zu heben und klare Handlungsaufforderungen zu äußern, es handelt sich bei dem Buch aber in erster Linie um eine fantasievolle und liebevoll illustrierte Erzählung, die zum Vorlesen und zum Zuhören Spaß macht.

Empfohlenes Alter: ab 6 Jahren

Verlag: Verlag Freies Geistesleben (2023)

ISBN: 978-3-7725-3231-3


Ich bin ein Kind und ich habe Rechte

Von Alain Serres, illustriert von Aurelia Fronty

Thema: Kinderechte

Auf den von Beginn an ausdrucksstarken und farbenfrohen Kunstwerken von Aurelia Fronty erzählt Alain Serres Seite um Seite 15 der insgesamt 54 Kinderrechten in fließender und einfacher Sprache. Es ist für Kinder verständlich, nachvollziehbar und alltagsnah.

Egal ob zu Hause, im Kindergarten, Hort oder der Schule überall sind die Kinderechte ein großes Thema. „Ich bin ein Kind und ich habe Rechte“ ist ein bunter, poetischer und einfach rundum schöner und gelungener Begleiter dafür.

Sibylle Weiler

Empfohlenes Alter: ab 4 Jahren

Verlag: NordSüd Verlag (2013)

ISBN-10: 9783314101748


Malalas magischer Stift

Von Malala Yousafzai/ illustriert von Kerascoet

Themen: Gerechtigkeit, Bildung für Alle, Kinderrechte, Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen, Kraft der Magie

Auf den Seiten des Buches nimmt uns Malala mit auf die Reise in ihre Geschichte. Ihrem Aufwachsen im Swat-Tal in Pakistan. Ihr zunächst sorgloses und behütetes Aufwachsen. Ihrem Bemerken von Armut, Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Dem aufrüttelnden Verbot für Mädchen zur Schule zu gehen. Sie erzählt uns von ihrem Wunsch nach einem magischen Stift. Was für ein Stift! Alles, was du damit zeichnest, wird Wirklichkeit.  Als Kind warf sie jeden Tag einen Blick in die Schublade ihres Nachtkästchen. Ob heute wohl ein magischer Stift darin liegen wird? Sie würde Krieg, Hunger und Armut wegradieren. Sie würde alle Kinder egal ob arm oder reich, ob Junge oder Mädchen miteinander auf ihrem Weg zur Schule zeichnen. Eines Tages beginnt sie ihren ganz normalen Stift in die Hand zu nehmen, ihre Stimme zu erheben und ….. „Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern“(Malala Yousafzai)

Schlägst du den Buchdeckel auf, empfängt dich die Geschichte mit der Frage: „Glaubst du an Magie?“ Was für eine schöne und wichtige Frage in einer Zeit in der Paradigmen von Effizienz und Selbstoptimierung eine dicke Wolke über Magie und Zauber legen. Und doppelt schön ist, dass im Verlauf der Geschichte deutlich wird wir brauchen für Veränderungsprozesse und die Gestaltung gerechter und friedlicher Lebensbedingungen beide Kräfte. Wir benötigen die Magie und die Kraft den Stift in die Hand zu nehmen. Wir brauchen den Mut uns mit der uns eigenen Magie und unserem ganzen Potential für eine lebenswerte Welt einzusetzen. Wir brauchen Verstand, Herz, Seele und Magie. Und-Wir brauchen einander!

Im pädagogischen Alltag kann die Geschichte eine Ermutigung sein. Eine Ermutigung, dass jedes Kind und jeder Erwachsene, die Kraft hat etwas für eine friedlichere und gerechtere Welt zu tun.  Das jeder Stift magisch sein kann, wenn wir unsere eigene Kraft finden. Niemand ist zu klein oder zu schwach etwas zu bewirken.

Stell dir vor: Du öffnest die Schublade deines Nachtkästchens und findest einen Stift. Der Stift wird mit der Magie, die in dir wohnt zum magischen Stift. Ein Stift mit dem du mit deiner Kraft die Welt etwas gerechter und friedlicher machen kannst. Was zeichnest Du? Für was erhebst du deine Stimme? Was schreibst du?  ….

Und… pack es ein und schicke es uns zu….

weiler@fbf-nuernberg.de

Sibylle Weiler

Empfohlenes Alter: ab 5 Jahren

Verlag: NordSüd Verlag (2018)

ISBN-10: 3314104413


Malala für die Rechte der Kinder

Von Raphaele Frier, illustriert von Aurelia Fronty

Themen: Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen, Recht auf Bildung, Geschichte von Malala Yousafzai

„Kommt und werft Sultaninen, Bonbons und Münzen in die Wiege meiner Tochter, wie ihr es für einen Jungen tun würdet. Sie heißt Malala.“ Wenige Worte .. und du befindest dich mitten in der Lebensgeschichte von Malala Yousafzai. Aus den Wörtern und ausdrucksstarken Bildern wird ein beeindruckendes schillerndes Geflecht gewebt. Wir sind zack in den Bann gezogen. Vor unserem inneren Auge entstehen lebendige wache Bilder des Dorfes, der Berge und der Menschen im Swat-tal in Pakistan. Wir erfahren lebensnah Ausschnitte aus Malalas Leben, das aufs engste mit der politischen Entwicklung in Pakistan verbunden ist. Das Buch erzählt von Gewalt, Zerstörung, von Angst und Unterdrückung aber vor allem vom Mut und der Kraft, die sich entfesselt, wenn wir beginnen uns für gerechte und friedliche Lebensbedingungen einzusetzen.

Im pädagogischen Alltag ist das Buch gut zu verwenden um:

  1. Ungerechtigkeit zum Thema machen:

Wo sind Kinder in unserer Welt von Ungerechtigkeit betroffen?  z.B. Können weltweit Millionen Mädchen nicht zur Schule gehen.  Viele Familien und Kinder müssen wegen Krieg ihr zuhause verlassen… Auf https://www.rbb-online.de/schulstunde-gerechtigkeit/unterrichtsmaterial/Gerecht-fuer-alle/schlau-kinder-schlechte-bedingungen.file.html/C_schlau_Leben_kinder_unter_schlechte_Bedingungen.pdf  findet ihr eine gute Übersicht.

  • Eigene Verantwortung und Handlungsfähigkeit zum Thema machen:

Schau mal in dein Leben. Wo erlebst du ungerechte Situationen? Wo bist du an ungerechten Situationen beteiligt? Niemand ist zu klein oder zu schwach, um sich für eine gerechterer und friedlichere Welt einzusetzen.  Für was erhebst du deine Stimme? Für was deinen Stift?  Was kannst du tun? Was kannst du gemeinsam mit deinen Freund*innen machen?

Empfohlenes Alter: ab 8 Jahren

Verlag: Knesebeck (2017)

ISBN-10: 9783868739756


Bäume für Kenia

Die Geschichte von Wangari Maathai

Von Claire A. Nivola

Thema: Geschichte von Wangari Maathai, Geschichte Kenias, Verkarstung und Wiederaufforstung

Aus einer Vielzahl kleinster Striche entstehen Bilder Kenias. Bilder von Gräsern, Blättern und Früchten lassen Feigenbäume, Olivenbäume, Wundersträucher, Felder, Wege, Berge und den Himmel entstehen. Dazwischen Kinder und Erwachsene. Seite um Seite erzählt von der Abholzung. Die Menschen müssen immer weitere Wege gehen, um einen Baum oder einen Strauch zu finden. Aus einem üppigen, bewaldeten und grünen Land wird zunehmend Wüste. Bäche trocknen aus. Zum Glück geht die Geschichte weiter! Sie lässt uns nicht in Wüste und Zerstörung stehen. Mit Wangari Maathai beginnt ein neues Kapitel, ein neues Pflanzen. Wangari Maathai wird Mama Miti genannt. Mutter aller Bäume…

So wie aus einer Vielzahl kleinster, feiner Pinselstriche eine weite Landschaft entsteht ist das Buch und die Geschichte von Wangari Maathai die Ermutigung, dass mit dem Tun vieler kleinster Hände und mit dem Pflanzen vieler kleinster Samenkörner und Setzlinge eine ganze lebendige, grüne Landschaft entstehen kann. Das Kleinste ist Teil des Ganzen. Das kleinste kann viel bewirken.

Mit den Kindern kann die Geschichte eine Tür zum eigenen Pflanzen und Säen öffnen. Es können Gärten und Wälder besucht werden. Der Schul- Hort- oder Kindergarten-garten goes green…….

Viel Freude dabei!

Sibylle Weiler

Empfohlenes Alter: ab 6 Jahren

Verlag: Verlag freies Geistesleben (2015)

ISBN-10: 3772521479


Die Brücke –

von Heinz Janisch und Helga Bansch

Bär und Riese begegnen sich in schwindelerregender Höhe auf einer schmalen, in die Jahre gekommenen Hängebrücke und wollen jeweils auf die gegenüberliegende Seite. Was folgt, gleicht einem windigen Drahtseilakt, der beide in den Abgrund zu reisen droht.

Liebevoll gestaltete Bilder ziehen die Betrachter*innen direkt mit in eine dreidimensionale Kulisse. Wir sind sofort dabei, am großen Fluss und es ist einer*m zumute, als kenne mensch diesen Ort und steht mit den Protagonisten „Riese und Bär“ selbst am Puls des Geschehens.

Von Anfang bis Ende schaffen es Zeichnungen und prägnant reduzierte Texte sich zu einer waghalsigen Spannungskurve emporzuschrauben.

Der den heraufziehenden Streit begleitende Schreibstil besticht durch eine herrliche Schnörkellosigkeit, die in wenigen Sätzen den Konflikt auf den Punkt bringt: Wer lässt denn jetzt wen vorbei bitte schön?! So einfach und deutlich die Sprache, so verständlich für alle – Schließlich geht es um das existenzielle Thema: unvereinbare Bedürfnisse im Kontext von Ressourcenknappheit, denn die Brücke ist nun mal zu klein, zu eng für zwei. Oder etwa nicht?

Die Brücke schwankt hoch, wie am seidenen Faden, über dem Fluss als Metapher für die Zerbrechlichkeit unserer menschlichen Beziehungen, wenn ein Konflikt eskaliert; als unbedingte Notwendigkeit zwischenmenschlicher Begegnung und als eindrücklicher Hinweis, wie sich die Wahrnehmung verengt, sobald wir unter Druck geraten – an dieser Stelle seien wärmstens die Gesichtsausdrücke von Riese und Bär empfohlen.

Sicher ist weder im Alltag noch in der internationalen Politik, jede Auseinandersetzung mit einer Umarmung zu lösen. Das können wir den Autor*innen als platt oder simplifizierend auslegen. Gleichzeitig aber auch als eine Möglichkeit der gewaltfreien Transformation, die aktueller nicht sein könnte, weil sie uns in militäreifrigen Zeitenwenden auf das wesentlich Menschliche und Vernünftige besinnen kann.

Neben all der Moral sind uns aus der Betrachter*innenperspektive lustige Tierfiguren als Beobachter*innen an die Seite gestellt. Sie verliehen dem Streitgebaren mit Augenzwinkern einen ironischen Unterton, wie sie mit einem gewissen, fast ehrlich-besorgten Staunen auf die Situation schauen und sich mit uns wundern, wie es wohl weitergeht.

Da sich aus einem ansonsten eher unterkomplexen Diskussionsgrund nicht zig weitere Eskalationsstufen heraufbeschwören lassen, ohne ins Alberne zu verfallen, tut die Bildkomposition ihr Übriges, um die Essenz des Konflikts zu unterstreichen: die karstige Landschaft wird das Buch hindurch einerseits vom blau und ruhig vor sich hin dümpelnden Fluss entspannt, andererseits durch die Textur und angenehme Farbgebung  der einzelnen Elemente verzaubert: so fügen sich sprechende Steine aus Zeitungsausschnitten und Schriftzeichen neben Alltagsgegenstände und comichafte Bildsequenzen. Ein uneitles Kunstwerk für sich, das die Brenzligkeit der Situation wiederzugeben versteht, ohne dabei in Kitsch abzudriften oder auf allzu platte Symbolik zurückzugreifen.

Ein Buch mit Herz und Pointe. Ein kurzweiliges, kunstvolles Kinderbuch, eins mit Herz und Pointe, indem auf jeder Seite so viel steckt, wie in echten Konflikten eben auch.

ab 3 Jahren

ISBN: 978-3-7026-5819-9

Verlag: Jungbrunnen


Du hast angefangen! Nein, du!

Von David McKee

Themen: Kommunikation, Streit, Versöhnung, verschiedene Blickwinkel

Das Buch handelt von zwei runden Gestalten – zwei „Kerlen“ – die auf der jeweils anderen Seite eines Berges leben und sich noch nie gesehen haben. Über ein Loch im Berg können sie sich aber unterhalten und so kommt es eines Tages zu einem großen Streit: Der Kerl, der auf der Ostseite des Berges lebt, sieht die Sonne aufgehen, während sie auf der Westseite beim anderen Kerl untergeht.
Durch ihre gegensätzlichen Blickwinkel haben sie ganz unterschiedliche Ansichten über den Wechsel von Tag und Nacht: Ist es nun der Tag der geht oder die Nacht die kommt? Darüber entsteht ein heftiger Konflikt, erst werfen die Kerle mit Beleidigungen um sich und am nächsten Tag bereits mit Felsbrocken. So kommt es, dass der Berg nach und nach zusammenfällt und sich die beiden Kerle schließlich in den Trümmern gegenüberstehen. Auf einmal eröffnet sich ihnen der Ausblick des jeweils anderen und sie erkennen, dass ihre beiden Sichtweisen berechtigt waren und es lediglich auf die Perspektive ankommt.

„Du hast angefangen! Nein, du!“ schafft es, eine thematisch vielschichtige, aber inhaltlich klare und einfache Geschichte zu erzählen, die zum tieferen Gespräch über Missverständnisse und Konflikte einlädt. Unterstützt wird die Erzählung durch bunte und anschauliche Illustrationen und ein Layout, das die Spaltung der Charaktere geschickt hervorhebt: So sind die Kerle stets auf gegenüberliegenden Seiten abgebildet, bis sie sich zum Schluss auf der selben Buchseite begegnen.

Empfohlenes Alter: ab 4 Jahren

Verlag: FISCHER Sauerländer, 7. Auflage (2011)

ISBN: 978-3-7373-6045-6


Ist 7 viel?

Von Antje Damm

Themen: Philosophieren, Neugier

Was denken Babys? Wo ist der Himmel zu Ende? Wozu ist Trausigsein gut?… und schließlich die titelgebende Frage: Ist 7 viel?
44 faszinierende Fragen werden in diesem Buch aufgeworfen und mit ideenreichen Bildern thematisch ergänzt. Es ist eine begeisterte Einladung, sich ins Gespräch zu vertiefen und gemeinsam zu grübeln und zu philosophieren. Dabei zählt kein richtig oder falsch, sondern das Nachdenken selbst steht im Vordergrund: die Neugier wird gefeiert und die Freude am Lernen befeuert.
Die Gestaltung unterstützt diese Offenheit und das Interesse noch: jede Frage ist auf einer Doppelseite zusammen mit zwei Bildern präsentiert, die verschiedene Aspekte des Themas kreativ beleuchten und zusätzliche Inspiration bieten.
Wer sich auf das Buch einlässt, wird spannende Unterhaltungen erleben und staunen, welche Rätsel die Welt noch so bereit hält und welche weisen Worte gerade Kinder zu so mancher Frage finden.

Empfohlenes Alter: ab 6 Jahren

Verlag: Moritz Verlag, 11. Auflage (1980)

ISBN: 978-3-89565-147-2


Warum?

Von Nikolai Popov

Themen: Streit, Gewalt, Krieg

Ohne Worte. Aber mit eindrücklichen Bildern erzählt Nikolai Popov eine Parabel auf die Entstehung von Kriegen und gewaltvollen Konflikten. Die Frage bleibt unbeantwortet – denn wie könnte es anders sein? Womit sollte die Zerstörung von Menschenleben, Zivilisation und Umwelt, das Leid und die Gewalt auch zu rechtfertigen sein? Was wir sehen ist eine Spirale der Aggression, die sich immer weiter hochschaukelt. Ein Frosch und eine Maus sitzen nebeneinander auf einer Wiese und sehen sich wortlos an. Die Maus hält einen Regenschirm, der Frosch eine weiße Blume in der Hand, von denen auf der Wiese noch eine ganze Menge wachsen. Dennoch springt die Maus auf den Frosch zu und entreiß ihm die Blume um deren Duft zu genießen. Dieser kleine und offensichtlich unnötige Konflikt schaukelt sich schnell hoch, als zwei weitere Frösche zur Hilfe kommen und eskaliert dann völlig. Mit Panzern aus alten Schuhen rücken Frösche und Mäuse an und lassen nur Trümmer und übrig und verkohlte Erde. Zurück bleiben der Frosch und die Maus, mit Schrammen am Körper und von nichts als Ödnis umgeben.
Da das Buch ohne Text auskommt, entsteht beim Blättern eine konfrontative Stille, die auch bei Panzergeroll und Explosionen unangenehm präsent ist. Auch die Bildkomposition besticht durch Kontraste und wir beobachten, wie üppiges Grün und eine harmonische Farbgebung langsam einer braungrauen Leere weichen. Der Himmel, der zunächst glatt und ruhig über der Landschaft ruht, wird zunehmend fleckig und aufgewühlt und unterstützt die Anspannung und das Chaos der Situation. Und über all dem schwebt die titelgebende Frage: Warum?
Wie anders würde die Geschichte wohl aussehen, wenn sich eine der Figuren rechtzeitig diese Frage gestellt hätte?

Empfohlenes Alter: ab 6 Jahren

Verlag: Minedition, 2. Aufl. (2022)

ISBN: 978-3-86566-341-2


Der Himmel ist grezenlos

Von Krystia Basil und Laura Borràs

Themen: Grenzen, Familie, Hoffnung

An den dicken Linien auf den Landkarten treffen sich Länder und umarmen sich. So wirkt das zumindest auf Arturo, der selbst an einer solchen Ländergrenze lebt. Für ihn aber macht es diese Grenze unmöglich, seinen Vater und Bruder zu umarmen, die auf der anderen Seite leben. Den ganzen Tag träumt er von verschiedenen Möglichkeiten, die Grenze zu überschreiten und seinem Bruder wieder begegnen zu können, aber nur nachts in seinen Träumen ist dies möglich, wo die beiden im Nachthimmel schwebend all die Dinge tun, die ihnen Spaß machen – denn der Himmel ist grenzenlos.

Die Geschichte ist in einfacher Sprache erzählt und zeigt an einer persönlichen Familiengeschichte, welche Macht von einem Strich auf der Landkarte ausgeht und wie sehr das Leben der Menschen davon geprägt ist. Es muss einen Weg über oder unter der Grenze geben, eine Möglichkeit, diese zu überwinden und die Freiheit zu gewinnen, bei den Menschen zu sein, die einem nahestehen… Die illustrationen sind belebt mit verschiedenen Tieren und Pflanzen, die eine friedliche und harmonische Atmosphäre schaffen und im Kontrast besonders deutlich machen, wie künslich und menschengemacht die besagte Grenze ist. In warmen Farbtönen zeigen die Bilder meist das, was sein könnte, die Wünsche und Erinnerungen des kleinen Arturo. Wir sehen und lesen seine Träume, was die Härte der Realität wirkungsvoller transportiert. Klein und wortlos sehen wir den Jungen ab und an vor dem großen Grenzzaun. In diesen Momenten ist er Sinnbild für alle Unfreiheit und Unterdrückung und die kalte, künstliche Unmöglichkeit. Am Ende lässt uns das Buch aber hoffen, wenn wir mit Arturo den Blick in den grenzenlosen Himmel  heben und dabei den Zaun in der Ferne aus den Augen verlieren, der in der lebendigen Landschaft untergeht.

Empfohlenes Alter: ab 4 Jahren

Verlag: Minedition (2019)

ISBN: 978-3-86566-404-4


Es werde Wald

Von Rina Singh und Ishita Jain

Themen: Umweltschutz, Engagement, Nachhaltigkeit

Was wie ein Zauberspruch klingt ist tatsächlich die Geschichte großer Hartnäckigkeit und Engagements. Der 16-jährige Jadav lebt in der Nähe eines Flusses in Indien, der immer wieder über die Ufer tritt. Um den Überschwemmungen des Flusses etwas entgegenzusetzen und deren Auswirkungen zu mindern, fasst Jadav den Entschluss, Bäume zu pflanzen, welche die Erde stabilisieren, Schatten spenden und so auch die Tiere im Fluss schützen sollen. Über Jahrzehnte pflanzt er verschiedenste Baumarten bis nach und nach auf einer kahlen Sandbank ein ganzer Wald daraus entsteht, in dem auch viele Tiere eine Heimat. Trotz fehlender Unterstützung und teilweise starkem Protest durch die Bewohner*innen seines Dorfes setzt Jadav seine Idee um und schließlich profitieren die Pflanzen, Menschen und Tiere der Umgebung gleichermaßen von seiner Arbeit.Der Schreibstil bezieht auch die Natur aktiv mit ein, wenn z.B. der Fluss die Entwicklung des jungen Mannes beobachtet oder Wind und Fluss beim Säen helfen. So entsteht das Bild einer lebendigen und gleichberechtigten Umwelt von der Jadav ein Teil ist. Die farbenfrohen Aquarellbilder unterstützen diesen Eindruck, indem dem gedeihenden Ökosystem mit der Vielfalt an Pflanzen und Tieren viel Raum gegeben wird und dabei durch den analogen Stil das Natürliche und Lebendige Betonung findet. „Es werde Wald“ erzählt somit nicht nur die inspirierende Geschichte eines engagierten Einzelnen, sondern macht eine Utopie einer gleichberechtigten Koexistenz von Mensch und Natur spürbar.

Empfohlenes Alter: ab 4 Jahren

Verlag: NordSüd Verlag (2022)

ISBN: 978-3-314-10613-2